drei / Telefone mit Wählscheiben
Unsere Kammer. B-Deck, Nummer 214. Ziemlich weit oben auf dem Schiff, eine Etage bis zur Brücke. Fenster zur Backbordseite. Doppelstockbett mit Vorhängen zum Zuziehen. Jugendherberge. Ein Sofa, ein Tisch, ein Schreibtisch, Schubladen unter dem Sofa, unter dem Bett, dazu zwei schmale Schränke. Als wir unsere zehn Stücke Handgepäck da rein verfrachtet haben, passen wir selbst kaum noch in die Kammer. Wir brauchen für das Drehequipment einen eigenen Raum, sonst wird es eng.
Die Einrichtung: Sehr reduziert. Dabei durchdacht und praktisch bis ins Detail. Die Ablage im Badezimmer ist mit kleinen, verschiebbaren Stangen in Segmente unterteilt. Zum Einkeilen der Zahnpastatube. Unsere kleine Polarabenteurerbibliothek steht im Regal rutschsicher hinter hölzernen Querleisten. Und starke Magneten halten die Türen fest, wenn sie offen stehen. Beklommen ahnen wir, warum.
Die ganze Einrichtung atmet etwas gemütlich Altmodisches. Aus der Zeit gefallen. Wer mit den Alltagsgegenständen der Siebziger und Achtziger aufgewachsen ist, der fühlt sich hier gleich heimisch.
Der Radioempfänger stammt von der AEG, die Telefone haben Wählscheiben und sind von der Deutschen Fernsprecher Gesellschaft. Man sieht Helmut Schmidt zum Hörer greifen und irgendeinen Jusovorsitzenden zusammenfalten. Die Wände vertäfelt mit hellbraunem Plastikfurnier, Modell Buche längsgestreift, die Bettwangen sind dunkelbraun und dunkelblau lackiert, matt glänzend, versteht sich. Praktisch, quadratisch, abwaschbar. Achteinhalb Quadratmeter Westdeutschland, gefühltes Baujahr: 1979.