neun / Schöne Worte I: Pemmikan
Pemmikan … Es mag absurd sein, sich auf dieser knochentrockenen Wissenschaftlerreise ausgerechnet mit der Polfahrerliteratur des vergangenen Jahrhunderts ins Leseeckchen zurückzuziehen. Aber man trifft alte Bekannte wieder, die schon lange in der Vergessenheit versunken waren.
Pemmikan! Wie lange habe ich dieses Wort nicht mehr gelesen, geschmeckt… Dabei war es fester Bestandteil der Kopfreisen meiner Jungszeit, als ich all diesen Gestalten zum ersten Mal begegnet bin: Scott, Amundsen, Shackleton, Nansen, den Abenteurern. Alle aßen Pemmikan. Zum Frühstück, nach zehn Stunden im Eissturm, am Südpol: Immer gab es Pemmikan.
Sieben muss ich gewesen sein, acht vielleicht, ich hatte nicht die leiseste Ahnung, was das sein könnte: Pemmikan. Auf Polfahrten und anderen Expeditionen war es aber zwingend mitzuführen, soviel war klar. Schwammartiger Pelikan auf Toast – etwas in der Art tauchte vor meinem inneren Auge auf. Der weiße Neger Wumbaba …
Pemmikan, das klang … irgendwie unheimlich. Ein bisschen eklig. Weichwabbelig. Auf keinen Fall essbar. Sie taten mir leid, die Polfahrer mit den frostschwarzen Fingerspitzen, die das tagein, tagaus essen mussten. Mir, der ich schon Schwierigkeiten hatte, ein Fitzelchen Fett am Schnitzel herunterzuwürgen. Wahrscheinlich sind meine eigenen Abenteurerambitionen dann auch am Pemmikan gescheitert. Wenn man da so was essen muss …