eins / Schwerin – Hamburg – Antarktis
07:09 Uhr
Messer im Gesicht. Der Wind schneidet. Alter Schnee unter den Füßen. Festgebacken, mal graustumpf, mal eisglatt gelaufen, poliert von Schuhsohlen und Autoreifen. Ich wünsche mir eine Sturmhaube. Irgendein Stück Stoff auf den Wangen.
Schwerin. Platz der Freiheit. Unterwegs zum Bahnhof, minus zwölf Grad, auf dem Weg in die Antarktis. Schwerin – Hamburg – Antarktis. Klingt absurd, trifft es aber.
Orangenes Licht liegt auf den Schneehaufen, kriecht die Fassaden hoch. Trolleyslalom. Links einer, rechts einer. Deren Inhalt muss noch vereint werden, irgendwann heute Abend. Das wird nicht ohne Opfer gehen. Bürgersteig, Eisfläche, Bürgersteig. Tiefe Rillen, dann hoch über den Schneehaufen. Der eine schwankt, der andere eiert. Räder kratzen über Straßenpflaster. Ein Höllenlärm hier.
Und ein Gefühl steigt auf. Ein Cocktail aus aus sehr viel Beklommenheit, Respekt und vorsichtiger Freude. In 80 Tagen komme ich wieder. Dann sind die Krokusse schon welk. Die Bäume werden zartgrün sein, vielleicht.
Heute in Schwerin, siebenuhrdreiundzwanzig am Montagmorgen. Der Intercity ist pünktlich, die Reise beginnt. Dieser Moment, das sagt das Gefühl, genau dieser Moment markiert den Anfang wie das Ende einer langen Reise.